Freiraumgestaltung Rathaus- und Marx-Engels-Forum Berlin-Mitte
Berlin, offener 2‑phasiger Ideen- und Realisierungswettbewerb
Landschaftarch.
Architekt
Flächen
Baukosten
Leistung
Zeitraum
Bauherr
> Raumarchitektur
> SGA mit Dmitri Bohl, Ronny Kräft
> -
> -
> LPH 1–2
> 2021
> Land Berlin
Anlass und Zweck des Wettbewerbs
Der Wettbewerb widmet sich dem urbanen öffentlichen Freiraum im Zentrum Berlins. Es soll ein Ort der Weltoffenheit und Vielfalt, aber auch der Aneignungs- und Jugendkultur entstehen. Berlin reiht sich damit in den Kreis europäischer Metropolen ein, die unter lokal sehr spezifischen Bedingungen Antworten darauf suchen, wie zentral gelegene, grün geprägte Freiräume im 21. Jahrhundert zu gestalten sind.
Aus dem Erläuterungsbericht
“… Das Konzept setzt sich eine Synthese im Sinne des genius loci zum Ziel, als kosmische Brücke vom Zeitgeist der 60er Jahre ins digitale Zeitalter. Das ganze Gebiet wird zu einem Stadtraum mit Bauminseln, Sport- und Spielplatzflächen, Bürgerforum in einer parkähnlichen Anlage, Boulevards und Promenaden.
SHARED PLACE – SHARED SPACE
Als Vision für 2040 soll das ganze Wettbewerbsgebiet durch einheitliche Flächenstruktur (Bodenbelag in unterschiedlich breiten Querstreifen, heller Betonwerkstein) als ein Platz zusammengefügt und verstanden werden. Die Entrées bilden die beiden Brücken im Süden und die drei Unterfahrten der S‑Bahn im Norden. …
Die Unterfahrten werden durch historisierende Bekleidung (Klinker) freundlich einladend aufgewertet. Die drei neuen Tram-Haltestellen sind als Entrées im Corporate Design des Bürgerforums geplant.
Die Bewegungen der am Verkehr Beteiligten erfolgen gleichberechtigt im Sinne eines “Shared-Space” Konzeptes in den Bereichen K.-Liebknecht-Strasse (reduzierter Individualverkehr, Bus und Tram), in der Spandauer und Rathausstraße (Tram, FußgängerInnen und RadfahrerInnen).
Die Kirche wird Teil des Ganzen durch die Einbettung in die neu geschaffene Flächenstruktur. Die vorhandene Möblierungen aus Einzelobjekten, z.B. des Neptunbrunnens, insbesondere die diversen Einzel-Bankmöbel, werden in klar definierte Skulpturen umgewandelt, um ein bessere Vis-a-vis-Kommunikation zu ermöglichen. Weitere fest installierte Sitzgelegenheiten bilden erhöhte Ringe um die Bäume. Alle vorhanden Skulpturen verbleiben auf ihrem Ist-Standort, der Archäologische Pfad findet Berücksichtigung. Ein Fahrradparkhaus ist im Erdgeschoss des Neubaus zum Platz der ehemaligen Markthalle vorgesehen. Bus- und Pkw-Parkplätze werden aus dem Gebiet ausgelagert.
FORUM – BÜRGERINNEN TREFFPUNKT
Das Rund des Marx-Engels-Forums wird zu einem echten dreidimensionalen Forum als Treffpunkt zum Verweilen mit Bühne und Sitzstufen für Veranstaltungen (Konzerte, Debatten, Public Viewing) entwickelt. Der bisherige Begriff des Forums soll sich jetzt auch baulich und funktional widerspiegeln. Das Forum soll seinen Beitrag leisten, der Entwicklung zur Entsolidarisierung der Gesellschaft entgegen zu wirken.
Es erhält eine direkte Verbindung zur Spree auf der Ebene der Uferpromenade. Gestärkt wird die Uferpromenade durch „Kasematten“ für ein Angebot für Kioske (Imbiss, Ticketverkauf für die Reederei, Tourismus-Info, WC-Anlagen). Auf den Dächern der Kasematten sind begehbare Terrassen vorgesehen.
Durch die Tieferlegung um etwa 3 Meter kann die Fläche optional für die Sammlung und Rückhaltung von Regenwasser genutzt werden.
DACHSTRUKTUR – DAS VERBINDENDE ELEMENT MIT AUSSICHT
Bei dem vorhandenen und heterogenen städtischen Raum reicht ein zweidimensionales Planwerkzeug nicht aus. Erforderlich ist eine städtische Struktur in der dritten Dimension. Die vorhandenen Kreisformen in der zweiten (Neptun Brunnen und Marx — Engels Forum) und dritten (Fernsehturm) Dimension werden durch die Dachstruktur aufgegriffen. Die Formensprache der Kreise und Kugeln ist inspiriert durch die Weltraumkapsel Sputnik und wird mit vorliegendem Entwurf neu interpretiert und fortgeführt.
Die Dachstruktur auf Stützen ermöglicht eine stetige Luftzirkulation. In Verbindung mit der vorhandenen und verlängerten Wasserkaskade wird der Effekt einer adiabaten Kühlung verstärkt. Die Dachstruktur ragt über die Baumkronen und die südliche Bebauung hinaus, um den höchstmöglichen Effizienzgrad der Energiegewinnung zu ermöglichen. Der terrassenförmige Umlauf (Dachrand) dient als Aussichtsplattform für neue und überraschende Sichtbeziehungen und kann für sportliche Aktivitäten (Laufstrecke 1km) genutzt werden. Technisch ist die Dachstruktur im mittleren Bereich mit einer laminierter Dünnschichtphotovoltaik auf etwa 15.000 Quadratmetern Membranen ausgestattet. Der Energiegewinn würde etwa 15.000 kWh/a betragen, was vergleichsweise für die Versorgung einer Kleinstadt reichen würde. Optional könnten die Baukosten durch finanzielle Fremdbeteiligung von Energieunternehmen getragen werden. Das Regenwasser der Dachfläche wird gesammelt und zur automatischen Bewässerung der Bepflanzung des Forums, des Alexanderplatzes und der näheren Umgebung verwendet. Überschüssiges Regenwasser wird dabei sukzessive zugunsten des Wasserstandes der Spree überlassen.
Das neue Stadtmöbel ‑Dach- mit seinen Stützen bietet einen neuen Raum für Licht- und Kunstinstallationen.”